Laban Bewegungsanalyse

Was nach dem 2. Weltkrieg von Rudolph von Laban zur Steigerung der Produktivität von Arbeitsprozessen in Fabriken entwickelt wurde, findet heute einen unverkennbaren Nutzen in Kunst und Therapie – oder eben in der Kombination aus beidem: In der Tanz- und Bewegungstherapie. Die Laban Bewegungsanalyse ist bis heute “das” Werkzeug für Bewegungsbeobachtung und –analyse im therapeutischen Kontext.

For whome

Die Laban Bewegungsanalyse hilft, Zusammenhänge von Bewegung und deren psychophysische Bedeutung zu verstehen. Ihr Einsatzbereich ist vielschichtig. Sie kann als Ideenpool für therapeutische Interventionen dienen und so gezielt das Bewegungsrepertoire erweitern. In der Beobachtung sorgt sie für Struktur und Objektivität. Im Bereich der Risikowertung hilft sie beispielsweise dabei Eigen- oder Fremdgefährdung einzuschätzen. Und in der Forschung dient sie der Operationalisierung von Bewegung und macht diese vergleichbar.

Methode

Die Laben Bewegungsanalyse setzt sich aus ursprünglich vier Grundstrukturen (1 – 4) zusammen, die heute um zwei weitere Kategorien (5 – 6) ergänzt werden.

  • Antriebe
    Wie, in welcher energetischen Qualität, mache ich eine Bewegung?
  • Formgebung
    Wie ist der sichtbare Umriss des Körpers strukturiert und wie unterstützt sich dieser selbst?
  • Raumnutzung
    Wie nutze ich den Raum in der Bewegung?
  • Einsatz des Körpers
    Welche Körperteile sind bei einer Bewegung involviert?
  • Phrasierung
    Wie ist der zeitliche Ablauf, wie die Betonung einer Bewegung?
  • Beziehung
    Wie setzt sich die bewegende Person in Beziehung zu etwas oder jemanden?
Laban Bewegungsanalyse Methode
Anwendung Laban Bewegungsanalyse

Good to know

Rudolf von Laben (1879 – 1958) war Tanztheoretiker und führender Vertreter des Ausdruckstanzes. Er bildet in den 20er Jahren die Wurzeln der Tanztherapie und entwickelte die Laban Bewegungsanalyse auf Basis der Beobachtung von Erwachsenen. Sein Konzept wurde nach dem 2. Weltkrieg von Irmgard Bartenieff und später von Kestenberg weiterentwickelt.

Heute wird es in therapeutischen Verfahren, wie Tanz-, Psycho- und Physiotherapie, aber auch in Choreografie, Theater und Sport angewendet. Um Bewegungsbeobachtungen exakt ausdrücken zu können, entwickelte Laban außerdem eine Stenoschrift – die Labanotation.

Resümee

Um mit den Werkzeugen Labans zu arbeiten, brauchen wir, neben Übung, Erfahrung und einem geschulten Gedächtnis, eine ehrliche und stetige Auseinandersetzung mit uns selbst. Unser Ziel sollte es sein, die Brille, mit der wir Menschen betrachten, frei von persönlichen Assoziationen und Stimmungen zu halten – präsent, wach und frei in das Feld der Beobachtung zu treten.

Uns ist es nur möglich einen winzigen zeitlichen Ausschnitt zu beobachten – und selbst hier können wir nicht alles erfassen. Wir sind gezwungen, uns auf einige wenige Aspekte zu fokussieren. Das was wir sehen, ist immer im individuellen Bedeutungsraum des Beobachteten einzuordnen – doch auch je nach Kontext bewegt sich jeder Mensch vollkommen anders.

Letztlich ist Bewegung in ihrer Gänze doch unergründlich. Und magisch.

Quellen