Kunst – Körper – Seele – Geist

Tanztherapie verbindet Körper, Geist und Seele. Sie ist sowohl Kunst-, als auch Körperpsychotherapie und vereint die gesundheitsfördernden Aspekte beider Richtungen. Ihre Techniken und Wirkmechanismen beruhen laut BTD (Bundesverband Deutscher Tanztherapeut:innen) auf dem Prinzip der Einheit und Wechselwirkung körperlicher, emotionaler, psychischer, kognitiver und sozialer Prozesse. Nachfolgend werden einige Wirkmechanismen vorgestellt, mit denen in der Tanztherapie gearbeitet wird.

Tanztherapie - Körpergedächtnis

Körpergedächtnis

Alles, was wir erleben hinterlässt Spuren in unserem Körper. Im so genannten Körpergedächtnis, auch als Leibgedächtnis oder implizites Gedächtnis bezeichnet, sind vielschichtige, teilweise unbewusste Erinnerungen gespeichert. Bewegung und Tanz führen uns zu tiefen Gefühlen und Erinnerungen. Auf diese Weise können wir mit diesen Inhalten in Verbindung gehen und sie im Jetzt bearbeiten.

Authentischer Ausdruck

Neben einem möglichen kognitiven Erinnern und Verstehen, begünstigt Tanztherapie den sinnlichen Zugang zu individuellen Themen. Über den authentischen Ausdruck können Affekte direkt körperlich und auf ästhetischer Ebene erlebt werden, ohne in Worte gefasst werden zu müssen. Es ist möglich, positive Veränderungen unmittelbar zu erfahren und neue gesundheitsfördernde Assoziationen zu schaffen.

Embodiment

Den Grundgedanken, dass Körper, Geist und Seele in Wechselbeziehung stehen, vertreten auch die Kognitionswissenschaften mit dem Embodiment-Ansatz. Demnach wirkt sich unsere Körperwahrnehmung und der Umgang mit unserem Körper direkt auf unsere Emotionen und unsere Einstellung aus. Demnach hat bspw. unsere Körperhaltung einen direkten Einfluss auf unsere Stimmung.

Tanztherapie - Embodiment

Körperliche Aktivierung

Rein körperlich betrachtet hilft Tanz und Bewegung das Stresshormon Cortisol abzubauen und fördert die Ausschüttung von Endorphinen, das sind körpereigene Glückshormone. Körperliche Aktivierung beeinflusst also nachweislich Stimmung und mentale Gesundheit. Darüber hinaus wird das Herzkreislauf-System und der Gleichgewichtssinn stimuliert, was weitere gesundheitsfördernde Aspekte einschließt.

Tanztherapie kann unterstützen bei…

  • Stress/ Burn-Out-Syndrom

  • Depressive Verstimmungen bis hin zu schwerwiegenden affektiven Störungen

  • Leiden aus der Folge von  Traumata, wie bspw. bei einer Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

  • Ängste und sozialen Phobien

  • Ess- oder Körperschemastörungen

  • Leiden aufgrund Persönlichkeitsakzentuierungen, wie bspw. einem Borderline-Persönlichkeitsstil

  • Abhängigkeit und Suchtverhalten

  • Somatoforme Störungen

  • Onkologischen und rheumatischen Erkrankungen

  • Neurologische Erkrankungen, wie Demenz, Parkinson oder den Folgen eines Schlaganfalls

  • Verhaltens- und emotionale Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter

  • Lungenerkrankungen & Long Covid

Quellen & weiterführende Literatur

  • BTD Berufsverband der Tanztherapeut:innen Deutschlands e.V. (o.D.). Tanztherapie. https://www.btd-tanztherapie.de/index.php?cid‌=347&pid=347
  • Christensen, J. F. & Chang, D. (2018). Tanzen ist die beste Medizin, Warum es uns gesünder, klüger und glücklicher macht. Rowohlt Verlag.
  • Eberhard-Kaechele, M. (2009). Einordnung der Tanztherapie in die medizinische Landschaft. In Langen Institut (Hrsg.). Tanz und Therapie im Wandel.
  • Fuchs, T. (2014). Verkörperte Emotionen – Wie Gefühl und Leib zusammenhängen. Psychologische Medizin, 1/2014. 13 – 20.

  • Fuchs, T. & Koch, S., C. (2014). Embodied affectivity on moving and being moved. Frontiers in Psychology, 05/2014, 1-12. https://doi.org/10.3389/‌fpsyg.2014.00508

  • Hanna, J. L. (2006). Dancing for Health: Conquering and Preventing Stress, AltaMira Press

  • Koch, S. C. (2011). Embodiment: Der Einfluss von Eigenbewegung auf Affekt, Einstellung und Kognition: Empirische Grundlagen und klinische Anwendungen. Logos Verlag.

  • Koch, S. C. & Eberhard, M. (2014). Wirkfaktoren der Tanztherapie. Replik auf Tschacher, Storch und Mundt. körper – tanz – bewegung, 2(4), 150-159. http://dx.doi.org/10.2378/ktb2014.art24d